Montag, 10. Mai 2010

Unendliche Weite und ein paar Tage in Byron Bay

29.04. - 11.05.2010
Das Ziel den Uluru und die Kata Tjuta zu sehen hatte uns die Fahrt nach Yuluru leicht gemacht, aber schon auf der Hinfahrt verursachte der Gedanke an die Rückfahrt ein bisschen ein ungutes Gefühl. Da wir in Australien nicht genug Zeit haben über den Norden (sprich Darwin oder Carins) zurückzufahren, mussten wir genau die gleiche Strecke die wir raufgefahren sind auch wieder runter fahren. Da wir am Weg zurück nichts mehr zu besichtigen hatten, beschlossen wir den Rückweg in nur zwei anstatt in drei Etappen zu bewältigen. Der erste Tag verging noch relativ schnell - wir fuhren direkt zurück nach Coober Pedy - der zweite Tag war schon um einiges zäher. Immer und immer wieder die gleiche Landschaft, kaum Gegenverkehr, grelles Sonnenlicht und keine Möglichkeit an einem netten Platz eine Pause einzulegen. Ohne Unterbrechung fuhren wir direkt weiter nach Hawker (ungefähr 100km nach Port Augusta) von wo wir am nächsten Tag einen Ausflug nach Wilpena Pound dem Ausgangspunkt für Spaziergänge in der Flinders Range machten. Hawker ist ein typisches Dorf in Australien - es gibt eine Tankstelle, eine Kirche (wobei Kirchen gibt es auch manchmal mehrere), einen General Store und einen Campingplatz. Auf dem Campingplatz waren zwar noch ein paar andere Stellplätze vergeben, aber hauptsächlich an die Generation 60+. Da wir noch mehrere km Outback vor uns hatten, begannen wir uns langsam einzugestehen, dass uns die Weite und die Einsamkeit etwas zermürbt hat. Bei uns sagt man ja immer, dass Menschen die in einem tiefen Tal wohnen zu Depressionen neigen können, wir denken unendlich weites, flaches, trockenes Land mit jeder Menge toten Tieren am Straßenrand kann auch dazu führen,... ;-). Wir fuhren immer wieder 300-500km (manchmal auch mehr) nur um wieder an einem Ort zu landen der zwar 2.000 Einwohner hat, aber trotzdem wie ausgestorben wirkt. Keine Frage, die Landschaft ist - wenn man dann am Ziel angekommen ist - wunderschön und wir geniesen sie dann auch in vollen Zügen, aber wir sind beide Großstadtmenschen und in Wien nicht gerade das was man Stubenhocker nennt. Die Abende an denen wir nichts anderes tun konnten als mit Einbruch der Dunkelheit im Auto zu sitzen (ca. 18:00) und Spiele zu spielen fielen uns zunehmend schwerer. In Wien wären wir nach sovielen km im Auto schon in Berlin, Hamburg und wieder zurück gewesen.
Woomera - ein Raketen-Park

Flinders Range

Bei der Flinders Range und in der unmittelbaren Umgebung machten wir unsere ersten Erfahrungen mit einer Heuschrecken-Plage. Zunächst glaubten wir noch, dass uns sämtliche Vögel der Region auf unsere Windschutzscheibe "kackten", aber bald merkten wir, dass es Heuschrecken waren, die immer wieder wie Hagelkörner gegen unsere Windschutzscheibe prallten und dabei zerplatzten - was mehr als unappetitlich aussah und das Auto extrem verschmutzte. Die zerplatzten Heuschrecken klemmten zwischen den Scheibenwischern und im Kühler und die kläglichen Reste der Tiere klebten auch sonst überall fest. Durch die Fenster konnten wir kaum noch etwas sehen - ein Festmahl für viele andere Insekten.

Am 2.5. fuhren wir im Anschluss an die Flinders Range weiter ins Clare Valley - einem Weinanbaugebiet, das noch nicht ganz so bekannt ist, wie das Barossa Valley und daher noch mehr Flair haben soll. Da wir in Clare erst am Abend ankamen und durch eine Fehlinformation unseres Reiseführers annahmen, dass an diesem Wochenende das alljährliche Food & Gourmet Weekend stattfinden sollte - nach der für uns langen Zeit im Outback freuten wir uns schon auf dieses Highlight- checkten wir voller Vorfreude für zwei Nächte am Campingplatz ein. Schon bald stellten wir aber fest, dass das Weekend erst in drei Wochen stattfinden sollte, und dass wir in Clare zwar untertags zu ein paar Weingütern fahren können, dass sich unsere Abendgestaltung aber auch diesmal nicht von den vergangenen zehn Abenden unterscheiden wird (die Nachbarschaft am Campingplatz übrigens auch nicht).
Den Sonntagnachmittag verbrachten wir sehr entspannt im Garten der Stonebridge Winery, wir aßen die beste Pizza seit wir Sydney verlassen hatten (es war sogar eine Holzofen-Pizza), dazu tranken wir einen sehr guten Shiraz - so etwas Ähnliches wie Toskana-Feeling kam in uns auf. Aber obwohl der Nachmittag sehr schön war, wussten wir, dass es so nicht weitergehen konnte. Unsere ursprünglich geplante Route sollte eigentlich so aussehen, dass wir nicht mehr so viele km am Tag fahren wollten, sondern in kleinen Etappen nach Sydney zurückkehren - dafür hatten wir noch reichlich Zeit, nämlich 10 Tage. Da es hier nun schon Spätherbst ist, wir uns in der Nebensaison befinden und sich die Ortschaften die auf unserem weiteren Weg gelegen wären, auch nicht sehr voneinander unterscheiden, entschieden wir spontan doch noch ein paar mehr km auf uns zu nehmen (ein paar ist natürlich stark untertrieben) um an die Ostküste nach Byron Bay zu fahren. Die Ostküste ist dafür bekannt, dass sich hier jede Menge Traveller herumtreiben und in Byron Bay soll es eine ganz gute alternative Szene und einige nette Lokale geben. Laut Wetterbericht sollte es dort auch noch um die 27° haben, dh wir könnten auch den einen oder anderen Strandtag einlegen.


Mit diesem Plan vor Augen fuhren wir am Montag weiter nach Broken Hill (dieser Stopp war auch ursprünglich schon geplant gewesen) - auch von dieser Stadt hatten wir uns mehr erwartet, immerhin hat sie ja 20.000 Einwohner, aber der größte Unterschied zu den vorhergehenden Ortschaften war, dass hier alle internationalen Fast Food Ketten und einige Geschäfte mehr gibt. Das Stadtzentrum war am Nachmittag auch hier eher ausgestorben. Da die Arbeitslosigkeit in Broken Hill immer mehr ansteigt (die Stadt lebte bisher vom Gold-, Silber- und Kupferabbau), verlassen immer mehr junge Leute die Stadt.
Von Broken Hill waren es noch ungefähr 1500km bis nach Byron Bay. Wir legten die Strecke in drei Etappen zurück und konnten so am Dienstag in der Früh noch zu einem Sculpture Park in der Nähe von Broken Hill fahren, der 1993 im Zuge eines internationalen Events entstanden ist.
Anschließend ging es weiter nach Cobar. Nach den ersten 200km Fahrt bemerkten wir plötzlich, dass der sechste Gang immer wieder raussprang - ein mulmiges Gefühl überkam uns, wir hatten zwar den Wassertank frisch aufgefüllt und genügend Lebensmittel im Auto, aber eine Panne mitten im Nichts konnten wir jetzt wirklich nicht gebrauchen. Da es nicht besser wurde, dachten wir uns, es wäre wohl besser in der nächsten Ortschaft bei der Hotline der Autovermietung anzurufen bzw. bei einem Automechaniker halt zu machen. Tja, da hatten wir etwas zu optimistisch gedacht, auch der nächste Ort bestand nur aus einem Roadhouse, sprich einer Tankstelle mit einer Post die gerade geschlossen hatte, und einem Shop mit den wichtigsten Nahrungsmitteln. Nachdem der Campingplatz auch nur ein besserer Parkplatz war und die einzige Telefonzelle die wir finden konnten nicht funktionierte (von einem Handynetz kann man hier auch nur träumen,..) entschieden wir uns das Risiko in Kauf zu nehmen und weiter Richtung Cobar zu fahren. Cobar war noch ca. 260km entfernt, aber auf dem Barrier Highway kamen uns doch immer wieder andere Autos entgegen und wie gesagt, Vorräte hatten wir genug. Anfangs saßen wir noch etwas angespannt im Auto und nahmen plötzlich Geräusche wahr die uns in den vergangenen Wochen wahrscheinlich nur nicht aufgefallen waren, aber mit der Zeit zeigte sich, dass unser Camper wieder zu zicken aufgehört hatte und wir konnten halbwegs entspannt weiter fahren. (das war zumindest mein Eindruck gewesen - im Nachhinein habe ich erfahren, dass der Gang noch mindestens sechsmal rausgesprungen ist ... naja, ist mir eigentlich auch lieber, dass ich davon nichts gewusst habe :-)...). Nach Cobar verbrachten wir noch zwei anstrengende Tage im Auto und hofften, dass uns Byron Bay nicht ausgestorben und mit schlechtem Wetter in Empfang nehmen würde.
Und Byron Bay meinte es sehr gut mit uns, auf dem Campingplatz der am nächsten zum Stadtzentrum war (ca. 1km entfernt) bekamen wir nur noch eine "Unpowered Site", überall tummelten sich die unterschiedlichsten Menschen, die Sonne schien und überhaupt ist hier alles sehr lebendig ;-). Wir sind am vergangenen Donnerstag hier angekommen und da wir nur noch um die 800km von Sydney entfernt sind, haben wir beschlossen bis Dienstag zu bleiben. Zweimal waren wir sogar im Meer, wir haben das kulinarische Angebor von Byron Bay genutzt: Sushi und Thai-Food :-) und am Samstag war der anscheinend sehr bekannte Byron Bay Triathlon, was erklärt warum hier noch so viel los ist. Morgen fahren wir nach Newcastle, am Donnerstag in der Früh zurück nach Sydney um das Auto abzugeben und am Samstag zu Mittag fliegen wir weiter nach Samoa - nach langem hin und her haben wir seit vorgestern auch endlich die Reservierungsbestätigung für unseren Bungalow auf Savaii, wo wir die zweite Woche auf Samoa verbringen werden. Auf dem Weg nach Samoa machen wir diesmal einen richtigen Zeitsprung: wir werden den 15.05.2010 zweimal erleben. Wir verlassen Sydney am Samstag um ca. 12:00 Mittags und kommen in Samoa am Samstag um 0:40 in der Früh an. Bis jetzt waren wir Euch ja zeitlich immer ein paar Stunden voraus, ab Samstag hinken wir Euch einige Stunden hinterher - aber so wie die geographische Entfernung nun bald immer kleiner werden wird, werden wir Euch auch zeitlich immer näher kommen.

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